Heilige Abfallgruben
Favissae und Kultdeposite in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit
Nicole Straßburger
Ägypten und Altes Testament 92
2018
ISBN 978-3-96327-054-3
420 Seiten / DIN A4 / Hardcover, Fadenheftung
Buch + E-Book (ISBN 978-3-96327-055-0): 140,00 €, auf Anfrage
Inhalt |
Die rituelle Bestattung von kultisch verwendeten Objekten ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. Im Nahen Osten lässt sich rituelle Bestattung bis in das 7. Jt. v. Chr. zurückverfolgen. Sobald ein Gegenstand am Heiligtum der Gottheit geweiht wurde, gelangte er in den Besitz dieser Gottheit und durfte nicht mehr aus dem Heiligtum entfernt oder profan genutzt werden. Von Zeit zu Zeit wurden deshalb die nicht mehr brauchbaren, beschädigten oder einfach zu zahlreich werdenden Objekte in eigens dafür angelegten Gruben, sog. Favissae (sg. Favissa), rituell bestattet. Obwohl viele Kultobjekte und Weihegaben bei Ausgrabungen in sekundärer Ablage in Israel/Palästina entdeckt wurden, fand das Thema der rituellen Bestattung bislang kaum Aufmerksamkeit in der Biblischen Archäologie. Die archäologische Untersuchung (Kap. 5–8) stellt die Entwicklung dieser Kultpraxis über den Zeitraum von 1200 Jahren dar, unabhängig von den wechselnden politischen und religiösen Gegebenheiten der südlichen Levante während dieses Zeitraums, also im Sinne einer histoire de longue durée. Sie erforscht zudem die regionalen und kulturellen Besonderheiten, denen die rituelle Bestattung unterliegt. Weiterhin wird überprüft, inwieweit kultische Deposite als Merkmal für ein nicht mehr vorhandenes Heiligtum dienen können. Das Ergebnis der archäologisch-historischen Untersuchung (Kap. 9) wird im zweiten Teil der Arbeit als Hilfsmittel für die Exegese eines Textes des Tanachs verwendet. Die biblische Überlieferung erwähnt die Kultpraxis der rituellen Bestattung nirgends explizit. Dieses Faktum ist auf der Grundlage des hohen Interesses vieler biblischer Autoren/Redaktoren an kultischen Fragen erstaunlich. Nur ein Text der Hebräischen Bibel weist indirekt auf das Phänomen der rituellen Bestattung hin: in Gen 35,1–7 wird das Vergraben von „fremden Göttern“ und Ohrringen unter der Terebinthe von Sichem durch Jakob geschildert. |
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Inhaltsverzeichnis |
Vorwort 1 Einleitung 2 Forschungsgeschichte 2.1 Zur Verwendung des Begriffs Favissa in der antiken Literatur 2.2 Forschungsgeschichte zur rituellen Bestattung innerhalb der Archäologie 3 Methodisches Vorgehen 4 Aufbau der Arbeit
Archäologischer Teil 5 Archäologie der rituellen Bestattung in der Levante 5.1 Der Vergleichsbefund: Favissae in Zypern und im Syro-Phönizischen Raum 5.2 Zur religiösen Topographie der südlichen Levante 5.3 Kriterienkatalog 6 Die Spätbronzezeit 6.1 Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.1.1 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel I, Favissae 6.1.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel II, Favissae 6.1.3 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel III, Favissae 6.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VII/P-1, Favissae 6.1.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VI, Favissae 6.1.6 Hazor, Unterstadt Areal H, Orthostatentempel IB, Favissae 6.1.7 Megiddo (Tell el-Mutesellim), Areal B-B, „Tower Temple“, Schichten VIII–VIIA, Favissa in der Plattform des Tempels 6.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.2.1 Schilo (Ḥirbet Sēlūn), Areal D, Schicht VI 6.3 Andere Deposite der Spätbronzezeit 6.3.1 Tel Qašīš (Tell el-Qassīs), Höhle und Deposite am Fuß des Tells 6.4 Die Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit – Zusammenfassung und Interpretation der Befunde 7 Die Eisenzeit 7.1 Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.1.1 Tell Qasīle, Kultgebäude 200, Stratum XI 7.1.2 Yavne (Tell ed-Deir), „Temple Hill“ Favissa 7.1.3 Aschdod-Yam (Minet al-Qala), Favissa an der Befestigungsanlage 7.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht IV, Favissa in Locus „Room 49“ 7.1.5 Kuntilet ʿAğrūd (Ḥorvat Teiman), Building A, Kultnische 7.1.6 ʿEn Ḥaṣeva (ʿĒn Hosb), „Edomitischer Schrein“, Stratum 5/4 7.1.7 Rāmat Rāḥēl (Ḫirbet Ṣāliḥ), Gruben im zentralen Palasthof, Stratum V, Building Phase 2 7.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.2.1 Tel Moẓa, mögliche Favissa in Areal B 7.2.2 Ḥorvat Qiṭmīt, östlicher Hang, Deposit Locus 80 7.3 Andere Deposite der Eisenzeit 7.3.1 Hazor (Tell el-Qedāḥ) Akropolis, Areal B, Hortfund, Schicht XI 7.3.2 Jerusalem, Südöstlicher Hügel, Deposit in Cave I, Stratum 12 7.3.3 Samaria (Sebastia), Struktur E 207, Periode VI 7.3.4 Tel Michal, Osthügel, Deposite an Gebäude 300 7.3.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht III, Grube 135 7.3.6 Aschkelon, Hortfund 7.3.7 Tell es-Sebaʿ, Stratum III/II, Grube L866 7.4 Die Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit – Zusammenfassung und Auswertung 8 Die Perserzeit 8.1 Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.1.1 Tel Ṣippor (Tell et-Tayur), Siedlungshügel 8.1.2 Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni), Areal D, Grube in frühbronzezeitlicher Mauer 8.1.3 Tel Akko (Tell es-Fukhar), Areal F, Phase 5, Locus 46 8.1.4 Dor (Ḫirbet el-Burğ), Areal C1, Locus 4321 8.1.5 Dor (Ḫirbet el-Burğ), Areal B, Locus 228 8.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.2.1 Tell eṣ-Ṣāfī (hebr. Gat), Fundansammlung „rubbish heap“ 8.2.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Cemetery, Areal 500, Deposite 8.3 Andere Deposite der Perserzeit 8.3.1 Dor (Ḫirbet el-Burğ), Areal D2, Square AN/11, Locus L15066 8.3.2 Dor (Ḫirbet el-Burğ), Areal D2, Square AK/13, Locus L17072 8.3.3 Dor (Ḫirbet el-Burğ), Areal D2, Square AO/12–13, Locus 30049 8.4 Die Favissae und Kultdeposite der Perserzeit – Zusammenfassung und Auswertung
Exegetischer Teil 9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem 9.1 Literatur 9.2 Der Text Gen 35,1–7: Exegese 9.3 Gen 35,4 im archäologischen und historischen Kontext 9.3.1 Die Terebinthe von Sichem 9.3.2 Das Vergraben der Figurinen und Ohrringe 9.4 Analyse von Gen 35,1–7 im archäologischen und historischen Kontext 9.5 Zusammenfassung 10 Zusammenfassung und Ausblick
11 Anhang 11.1 Abkürzungsverzeichnis 11.2 Literaturverzeichnis 11.3 Ortsregister 11.4 Abbildungen und Fotos |