Inszenierung von Herrschaft und Macht im ägyptischen Tempel

Inszenierung von Herrschaft und Macht im ägyptischen Tempel.
Religion und Politik im Theben des frühen 1. Jahrtausends v. Chr.
Meike Becker, Anke Ilona Blöbaum und Angelika Lohwasser
Ägypten und Altes Testament 95
2020
ISBN 978-3-96327-078-9 (Buch)
DIN-A4 / Hardcover, Fadenheftung
X + 369 Seiten
(ISBN 978-3-96327-079-6: E-Book, via ProQuest)
(Buch + E-Book : 125,00 €; auf Anfrage)
Inhalt |
Die vorliegende Studie setzt Religion und Politik im alten Ägypten in Beziehung zueinander, indem sie sie als soziale und kulturelle Felder betrachtet, die sich im Laufe der Geschichte verändern können. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Phänomenen ist immer das Ergebnis von unterschiedlichen Machtstrukturen, Konflikten, Verhandlungen und symbolischen Konstruktionen. Unsere Prämisse ist, dass die Unterscheidung zwischen Religion und Politik weder auf einem wesentlichen Unterschied zwischen ihnen beruht, noch historisch als selbstverständlich angesehen werden kann. Die Untersuchung konzentriert sich auf das politische und religiöse Zentrum des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. in Ägypten, die Stadt und Region Theben, und schließt textliche, bildliche, kunsthistorische und architektonische Quellen ein. Die drei Teile des Projekts decken den Zeitraum zwischen der 22. Dynastie und der Übergangsphase zur 26. Dynastie ab. Die erste Fallstudie befasst sich mit dem Hohepriester des Amun und späteren König Osorkon (B/III.) sowie dem königlichen Sekretär Hor in der 22. Dynastie und erörtert die Verstrickung zwischen ihren religiösen und politischen Ämtern und Ambitionen. Obwohl diese beiden Persönlichkeiten hervorgehoben werden, sind die Verbindungen zwischen den einflussreichsten Familien jener Zeit ein weiterer Aspekt der sozialen und politischen Realität in Theben. Der zweite Teil ist der politischen und religiösen Legitimation der nubischen Könige Pi(ankh)y und Taharqo in der 25. Dynastie gewidmet. Abgesehen von der schwierigen Situation eines ausländischen Nubiers, Pharao in Ägypten zu werden, war auch eine Legitimation nach kuschitischem Vorbild notwendig, um das einheimische Reich Kusch zu regieren. Die dritte Fallstudie befasst sich mit der einflussreichen Persönlichkeit des Gouverneurs von Theben, Montemhet, in der 25. bis 26. Dynastie. Seine höchst faszinierende Selbstinszenierung erschließt sich vor allem durch seine Statuen und Inschriften im Karnak-Tempel. Alle drei Teile des Projekts zusammen beleuchten Theben als einen Brennpunkt politischer und sozialer Veränderungen, die Spuren im Bereich der Religion hinterlassen haben. Die diachrone Untersuchung der Zeugnisse, die die enge Verzahnung von Religion und Politik widerspiegeln, verdeutlicht den stetigen Wandel der Verhältnisse. |
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Inhaltsverzeichnis |
Vorwort / Einleitung
I. Direkte und indirekte Machtausübung in der Thebais in der Abfassungszeit der Chronik des Prinzen Osorkon (Meike Becker) 1 Einleitung 2 Historischer Überblick 3 Konkurrierende Parteien 4 Osorkon (B) 4.1 Selbstpräsentation als Herrscher 4.2 Inszenierung von Herrschaft im Elitediskurs 4.3 Inszenierung von Herrschaft durch die Frage der Theodizée 4.4 Machterhaltung durch Gewaltanwendung 4.5 Politisches Einflussgebiet des HPA 4.6 Loyalitätserhalt in der thebanischen Elite am Beispiel der Nachtefmut-Familie 4.7 Zusammenfassung: Osorkon (B) 5 Hor (vii/viii/ix/xi) 5.1 Politischer Einfluss 5.2 Religiöser Kompetenzbereich 5.3 Verflechtungen der religiösen und politischen Ebenen? 5.4 Zusammenfassung Hor (vii/viii/ix/xi) 6 Religion und Politik in der thebanischen Machtverteilung 6.1 Die einflussreichen Familien 6.2 Interaktion von Religion und Politik 6.3 Gesamtszenario des Ablaufs der im CPO geschilderten Ereignisse
II. Herrschaft und Heil – Macht und Mythos. Die politische und religiöse Legitimation der nubischen Pharaonen Pi(anch)y und Taharqo (Angelika Lohwasser) 1 Einleitung 1.1 Historischer Überblick 1.2 Eingrenzung und Fokus 2 Die Legitimation der Herrschaft in der 25. Dynastie 3 Der König Pi(anch)y erobert Ägypten 3.1 Die Triumphstele 3.2 Die Bauten des Pi(anch)y in Kusch 3.3 Die Baumaßnahmen des Pi(anch)y in Ägypten 3.4 Zusammenfassung 4 Der König Taharqo: Strategien seiner Legitimation 4.1 Der Mythos vom Sonnenauge bei Taharqo 4.2 Die Legitimation durch die Mutter 4.3 Die Einreihung in die Königsfolge 4.4 Die Anerkennung durch die Entscheidungsträger 4.5 Andauernde Legitimationsverpflichtung – der Erhalt der Herrschaft 4.6 Zusammenfassung 5 Die Inszenierung der Herrschaftslegitimation von Pi(anch)y und Taharqo 5.1 Die Namensfolge von Pi(anch)y und Taharqo 5.2 „Wasser“ als legitimatorische Metapher 5.3 Die kuschitische Krönungsreise in Ägypten? 5.4 Die Konzeption des Herrschaftsbereiches 6 Herrschaft und Heil – Macht und Mythos
III. Monthemhet – Priester des Amun und Gouverneur von Theben: Die Selbstpräsentation eines Lokalherrschers im sakralen Raum (Anke Ilona Blöbaum) 1 Einleitung 1.1 Quellenlage und Forschungsgeschichte . 1.2 Selbstpräsentation im Tempel 2 Die Selbstpräsentation Monthemhets im Karnak-Tempel 2.1 Das Statuen-Programm von Monthemhet 2.2 Die Bautätigkeit im Mut-Bezirk 2.3 Die Selbstpräsentation im Tempel – ein Überblick 3 Monthemhet in zeitgenössischen Quellen 3.1 Die Annalen des Assurbanipal (Außenpolitische Ebene) 3.2 Monthemhets Stellung in Oberägypten: die Adoptions-Stele der Nitokris 3.3 Monthemhets Stellung im Tempel: der Saitische Orakel-Papyrus 3.4 Ein Mann seiner Zeit: Monthemhet in zeitgenössischen Quellen . 4 Die Selbstdarstellung eines Lokalherrschers im sakralen Raum .
Literaturverzeichnis / Abkürzungsverzeichnis / Indices
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