Dieser Band ist den ‘Nebendarstellern’ in der Geschichte der Ägyptologie gewidmet, die oft nicht im Scheinwerferlicht stehen. Dadurch sollen keinesfalls die Leistungen der ‚Hauptdarsteller‘ relativiert werden, noch beabsichtigen die Herausgeber/innen Wissenschaftsgeschichte gesellschaftspolitisch zu instrumentalisieren. Vielmehr soll die Leistung verschiedener Akteursgruppen und ihre Zusammenarbeit gewürdigt werden. Die Geschichte einer akademischen Disziplin inklusiver zu gestalten, braucht Zeit und die in diesem Band erscheinenden Einzelfallstudien erheben nicht den Anspruch einer erschöpfenden Behandlung. Es soll daher ein andauernder Forschungsdiskurs (weiter) angeregt und Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Beiträge zu ägyptologischer Forschung gerichtet werden. Um nur zwei bislang ‚vernachlässigte‘ Gruppen anzuführen, sei zuerst auf die Rolle von Frauen innerhalb der Fachgeschichte verwiesen, die oft nur als Gehilfen ihrer Ehemänner erscheinen (‚hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau‘). Von einer akademischen Laufbahn lange Zeit ausgeschlossen, sind ihre Leistungen oft unterschätzt worden. Gleiches gilt für ägyptische Ägyptologen. Im Rahmen postkolonialer Studien haben diese erst rezent verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Dabei offenbart sich jedoch ein noch grundsätzlicheres Problem ‚westlicher‘ Geschichtsschreibung, die sich häufig auf die ‚führenden Köpfe‘ konzentriert und dabei als weniger bedeutsam eingeschätzte Forscher ebenso vernachlässigt, wie Beamte oder einheimische Kräfte, z.B. Quftis. Dieser Band soll nicht bisherige Darstellungen verdrängen, sondern vielmehr konstruktiv erweitern. Wissenschaftsgeschichte kann keine Wiedergutmachung leisten oder einzelnen Personen zu ihrem ‚verdienten Platz‘ innerhalb der Fachgeschichte verhelfen, aber es soll damit eine erweiterte Perspektive auf die Geschichte der Ägyptologie erreicht und so größere Aufmerksamkeit auf deren Vielfalt gelenkt werden.

Editors’ Foreword: From ‘Giants’ to addressing diversity

Pioneers & Polymaths

Andreas Alm: Valdemar Schmidt and the foundation of Egyptology in Denmark

Wolf B. Oerter: Wien – Prag – Wien – Philadelphia: Nathaniel Julius Reich (1876–1943), der rastlose Wanderer

Isolde Lehnert: An independent scholar and collector: Ludwig Keimer in Egypt

Vincent Oeters: Frans Jonckheere: A Proactive Pioneer in the Study of Ancient Egyptian Medicine

Thomas L. Gertzen: ‘Not the button on Fortuna’s cap’: The Egyptologist and Celtologist Ludwig Julius Christian Stern (1846–1911)

The female perspective

Hélène Virenque: Hermine Hartleben: Une vie et une œuvre au service de l’égyptologie allemande et française

Nicky Van de Beek: Braving the odds: Egyptologist Herta Mohr during the Second World War

Peter Dils: Dr. Hildegard von Deines (1902–1978): Ägyptologin im zweiten Leben

The Egyptian perspective

Nora Shalaby, Ayman Damarany & Jessica Kaiser: A Nazir and an Effendi: Glimpses from the Abydos Paper Archive

Mostafa I. Tolba: On the Trail of Ahmed Fakhry: The Legacy of an Egyptian Archaeologist 

Ladislav Bareš: Sixty years of the el-Kereti family at Abusir

Felix Relats Montserrat: Les ouvriers de Médamoud: Le fonctionnement d’un chantier français en Égypte au début du XXe siècle

Marleen De Meyer, Wouter Claes, Noha M.A. Mahran, Athena Van der Perre, Aude Grâzer Ohara: Working with Capart: Quftis and local workmen during the Elkab excavation seasons, 1937–1946

Individuals and Encounters

Rosalind Janssen: Anthropometry beyond UCL: Measuring the Egyptian Fellahin, c. 1900

Heike C. Schmidt: The ‘little Brugsch’: The life and adventures of Emile Brugsch

Bart R. Hellinckx: Fritz Krebs (1867–1900): Forgotten école de Berlin Egyptologist and pioneer papyrologist

Wendy Doyon: Xia Nai’s Egypt in the Archaeology of China: Field Workers and Field Methods in Xia Nai’s Diary at Armant, Egypt, 1938

Thais Rocha da Silva: Ancient Egypt in Africa: Why it matters to Brazilian Egyptology

Alexandre Loktionov: From class foes to the upper class: Diverse paths to fame and fortune in Soviet Egyptology

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