Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.)
Christin Möllenbeck
dubsar 23
2021
ISBN 978-3-96327-166-3 (Buch)
ISBN 978-3-96327-167-0 (E-Book, via ProQuest)
XII + 450 Seiten / 17 x 24 cm / Fadenheftung, Hardcover
Inhalt |
In der vorliegenden Arbeit wird die Sklaverei in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1595 v. Chr.) im institutionellen Bereich von Tempel und Palast untersucht. Die Forschungen zur Sklaverei nehmen innerhalb der Geschichtswissenschaften unter sozial-, geschichts- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein. Zwar wird Sklaverei dabei als globalhistorisches Phänomen betrachtet, dass zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte existiert hat, doch hinsichtlich der Sklaverei in den vormodernen Epochen konzentrierte sich die Forschung jedoch hauptsächlich auf die griechisch-römische Antike, obwohl das antike Mesopotamien zahlreiche Quellen zur Sklaverei, die bis zu den Anfängen der historischen Überlieferungen zurückreichen, liefert. Doch obwohl bereits Anfang des 20. Jh. erste Abhandlungen zur Sklaverei im Alten Orient entstanden, sind diese Studien – bis in die Gegenwart hinein – nur selten außerhalb der Altorientalistik wahrgenommen wurden. Die Untersuchung basiert auf den relevanten Texten aus 16 Fundorten in Süd-, Mittel- und Nordbabylonien, wobei die folgenden vier Aspekte im Fokus stehen: Der Erwerb von Sklaven: Die Ermittlung der Bezugsquellen der Sklaverei ist ein elementarer Bestandteil der Untersuchung. Hierbei wird zwischen dem Erwerb durch Ankauf, Kriegsgefangenschaft, Weihung und Anmietung unterschieden. Im Zuge des Erwerbs durch eine der genannten Möglichkeiten wird auch die Herkunft der Sklaven untersucht, die häufig beim Aufnahmezeitpunkt in eine Institution in den Texten notiert worden ist. Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven: Von besonderem Interesse sind außerdem die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven und damit ihr Beitrag zur Funktion institutioneller Haushalte. Hierbei handelt es sich um Landwirtschaft, Handwerk und den kultischen Bereich. Die Versorgung der Sklaven: Die Versorgungslisten der politischen und kultisch-religiösen Institutionen stellen häufig den einzigen Nachweis für die Existenz von Sklaven dar. Sie werden vor allem hinsichtlich der Qualifikation und der Einsatzbereiche der Sklaven ausgewertet. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven: Ein Sklave konnte sich durch die Zahlung eines Lösegeldes, Flucht, Freistellung oder Tod der Gewalt einer politischen oder kultisch-religiösen Institution entziehen. Deutlich wird, dass Sklaven in jedem wirtschaftlichen Bereich der Palast- und Tempelhaushalte eingesetzt werden konnten – Landwirtschaft, Handwerk und sogar im Kult – und damit zum Funktionieren der Palast- und Tempelwirtschaft beigetragen haben. Die Arbeit kann außerdem aufzeigen, wie eng die Privatwirtschaft mit den jeweiligen Institutionen zusammenarbeiten konnte. |
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Inhaltsverzeichnis |
Vorwort I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand 1. Einleitung 2. Zur altbabylonischen Zeit und ihren Quellen 3. Gegenstand 3.1. Sklaverei im Alten Orient – Stand der Forschung und Begriffsbestimmung 3.2. „Tempel“, „Palast“ und die Trennung zwischen „privat“ und „offiziell“ II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Mesopotamiens 1. Ur 1.1. Einleitung 1.2. Das relevante Textmaterial 1.3. Die a-ru-a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel 1.6. Fazit 2. Larsa 2.1. Einleitung 2.2. Das relevante Textmaterial 2.3. Das bīt asīrī 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 2.5. Das Ebabbar 2.6. Sklavenstiftungen an Gottheiten 2.7. Der Palast des Nūr-Adad 2.8. Versorgungslisten 2.9. Diverse administrative Texte 2.10. Fazit 3. Uruk 3.1. Einleitung 3.2. Das relevante Textmaterial 3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“? 3.4. Eigenschaften und Herkunft der Gefangene und Sklaven 3.6. Gefangene und Sklaven innerhalb der Verwaltungsstrukturen von Uruk 3.7. Die Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī 3.8. Ein flüchtiger Palastsklave 3.9. Fazit 4. Kisurra 4.1. Einleitung 4.2. Sklaven im c-Haushalt 4.3. Fazit 5. Isin 5.1. Einleitung 5.2. Sklavinnen im Enlil-bāni-Palast 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“ 5.4. Fazit 6. Nippur 6.1. Einleitung 6.2. Das Archiv des „central redistributive household“ 6.3. Sklavinnen und Sklaven im Ninurta-Tempel 6.4. Brot für die géme-uš-bar „Sklavinnen-Weberinnen“ 6.5. Fazit 7. Dūr-Abiešuḫ 7.1. Einleitung 7.2. Das relevante Textmaterial 7.3. Preise und Herkunft der Sklaven 7.4. Institutioneller oder privater Kontext? 7.5. Fazit 8. Maškan-šapir 8.1. Einleitung 8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den gu-za-lá 8.3. Fazit 9. Babylon 9.1. Einleitung 9.2. Sklaven und Sklavinnen im Haus des Marduk-nāsir 9.3. Sklaven für das Mahlen im Marduk-Tempel 9.4. Fazit 10. Tell Egraineh 10.1. Einleitung 10.2. Die Versorgung von Sklavinnen und Sklaven im Uraš-Tempel 11. Damrum und die Mananâ-Texte 11.1. Einleitung 11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna 11.3. Fazit 12. Sippar 12.1. Einleitung 12.2. Der TIM-VII-Haushalt 12.3. Sklaven im gagûm-Kloster 12.4. „Sklaven des Hauses“ (außerhalb des TIM-VII-Haushalts) 12.5. Sklaven im Tempel der Annunītum (Eulmaš) 12.6. Sklaven für den Tempel des Šamaš (Ebabbar) 12.7. Sklaven im Palast 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption 12.9. Fazit 13. Šaduppûm 13.1. Einleitung 13.2. Das Hauptverwaltungsgebäude „Serai“ 13.3. Fazit 14. Nērebtum 14.1. Einleitung 14.2. Der Kitītum-Tempel 14.3. Einige Sklavenkaufurkunden aus institutionellem Kontext 14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nerēbtum 14.5. Fazit 15. Tutub 15.1. Einleitung 15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel 15.3. Fazit 16. Ešnunna 16.1. Einleitung 16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen 16.3. Sklaven und Sklavinnen in den administrativen Texten des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels 16.4. Fazit III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung 1. Institutionen zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft 2. Die Sklaverei in politischen Institutionen 2.1. Der Erwerb von Sklaven 2.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven 2.3. Die Versorgung der Sklaven 2.4. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven 2.5. Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen 3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen 3.1. Der Erwerb von Sklaven 3.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche 3.3. Die Versorgung der Sklaven 3.4. Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen 4. Fazit und Ausblick IV. Teil: Anhang 1. Abkürzungsverzeichnis 2. Bibliographie 3. Abbildungsverzeichnis 4. Index |